Blumenbranche unter Druck

Eine Floristin spricht Klartext

Interview mit Floristin Angelika Laager,  Blumen Angie

Frage: Frau Laager, die Floristikbranche steht unter Druck. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen?
Antwort: Es gibt mehrere Faktoren, die uns Floristen das Leben schwer machen. Supermärkte bieten günstige Schnittblumen an, Online-Versandhändler locken mit bequemem Bestellservice, und das Konsumverhalten hat sich verändert. Hinzu kommt die mediale Berichterstattung, die oft wenig differenziert ist und das Image unseres Handwerks beschädigt.

Frage: Inwiefern trägt die mediale Berichterstattung zur Verunsicherung der Kunden bei?
Antwort: Besonders rund um umsatzstarke Tage wie Valentinstag oder Muttertag erscheinen regelmäßig Berichte über die Schattenseiten der globalen Blumenproduktion. Da geht es um schlechte Arbeitsbedingungen, Pestizidbelastungen oder umweltschädliche Transportwege. Diese Kritik ist berechtigt, aber leider wird oft die gesamte Branche in einen Topf geworfen, ohne zu berücksichtigen, dass viele Floristen auf nachhaltige und regionale Alternativen setzen. Dadurch werden Kunden misstrauisch und meiden den Fachhandel.

Frage: Welche Konsequenzen hat das für kleine Floristikbetriebe?
Antwort: Wir müssen uns ständig rechtfertigen, obwohl wir oft selbst Opfer dieses Systems sind. Während große Handelsketten mit niedrigen Preisen und Massenproduktion profitieren, kämpfen kleine Fachgeschäfte um ihre Existenz. Viele Kunden hinterfragen mittlerweile den Blumenhandel insgesamt und greifen zu vermeintlich nachhaltigen Alternativen – die oft aus industriellen Monokulturen oder von großen Konzernen stammen. Das schadet dem traditionellen Floristenhandwerk enorm.

Frage: Was müsste sich in der Berichterstattung ändern?
Antwort: Medien haben eine Verantwortung, sachlich und ausgewogen zu informieren. Es wäre wichtig, dass sie differenzierter berichten und auch die positiven Entwicklungen in der Branche hervorheben. Nachhaltige Floristik, regionale Produktion und fair gehandelte Schnittblumen sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern eine Bewegung, die Unterstützung verdient.

Frage: Was können Kunden tun, um Floristen zu unterstützen?
Antwort: Wer Wert auf Qualität, Nachhaltigkeit und echte Handwerkskunst legt, sollte gezielt beim Fachhandel einkaufen. Dort gibt es individuelle Beratung, saisonale Blumen und oft auch Ware aus regionalem Anbau. Außerdem sollte man sich nicht von reißerischen Schlagzeilen verunsichern lassen, sondern sich bewusst informieren.

Frage: Sie sind seit 40 Jahren Floristin. Was bedeutet Ihnen Ihr Beruf?
Antwort: Floristin zu sein ist für mich mehr als ein Beruf – es ist eine Leidenschaft. Blumen sind ein wunderbares Produkt, sie bringen Freude, Trost und Schönheit in unser Leben. Und entgegen vieler Behauptungen: Ich arbeite seit Jahrzehnten mit Blumen und bin noch nie davon krank geworden. Ich habe keine Allergien oder sonstige gesundheitliche Beschwerden. Das zeigt doch, dass unser Handwerk nicht so problematisch ist, wie es manchmal dargestellt wird.

Frage: Wie blicken Sie in die Zukunft der Floristikbranche?
Antwort: Es wird nicht einfacher, aber ich bin zuversichtlich, dass es weiterhin Menschen gibt, die die Arbeit von Floristen zu schätzen wissen. Wenn wir unser Handwerk mit Leidenschaft ausüben und unsere Kunden gut informieren, können wir das traditionelle Floristenhandwerk erhalten. Aber es braucht auch eine faire und ehrliche Berichterstattung, damit nicht noch mehr Fachgeschäfte schließen müssen.
(26.02.2025)